Sonntag, 3. Juni 2012

Internetblogger haben die Union auf dem Kieker



Plagiatsvorwürfe

Immer öfter decken Internetblogger Plagiate in den Dissertationen deutscher Politiker auf, fast ausschließlich in den Reihen der CDU und CSU. Nach Karl-Theodor zu Guttenberg, dem ehemaligen Bundesminister für Verteidigung, der aufgrund heftiger Plagiatsvorwürfe seinen Doktortitel ablegen musste und sein politisches Amt niedergelegt hat, folgt nun der junge CDU-Fraktionschef Florian Graf, dem sein Doktortitel von der Uni Potsdam aberkannt wurde, nachdem er in einem fast vier Seiten langen Entschuldigungsschreiben Fehler hinsichtlich des Phrasierens und Zitierens zugegeben und den Plagiatsverdacht bestätigt hatte. Am Schluss seines Schreibens erklärte Graf:
„Ich habe große Fehler gemacht und daraus meine Konsequenzen gezogen. (…) Ich stehe für meine Fehler ein und bitte Sie, am Mittwoch, den 2. Mai 2012, mit der Aberkennung meines Titels einen Schlussstrich zu ziehen.“
Inzwischen ist jedoch bekannt, dass Graf weiterhin als Fraktionschef der CDU arbeiten darf, da ihm die Mehrheit der Abgeordneten ihr Vertrauen ausgesprochen haben.
Des Weiteren veröffentlichte nun ein anonymer Internetblogger der Internetplattform „schavanplag“ die Plagiatsvorwürfe zur Dissertation von Annette Schavan, unserer Bundesministerin für Bildung und Forschung, worauf die Uni Düsseldorf reagierte und nun dabei ist, die Doktorarbeit der Bundesbildungsministerin zu überprüfen.
Es stellen sich die Fragen, ob der Fall Karl-Theodor zu Guttenberg der Auslöser für eine Plagiatspanik war und warum vorwiegend die Union betroffen ist. Fest steht, dass politische Personen der Öffentlichkeit wie Florian Graf als Fraktionschef die Bevölkerung repräsentieren und die Tatsache, dass er in seinem politischen Amt bleiben darf, kritisch zu betrachten ist.
Mit seiner Entschuldigung suchte Graf den Weg der Offensive, indem er sich freiwillig stellte und um die Aberkennung seines Doktortitels bat, um in der Öffentlichkeit vertrauenswürdig dazustehen, wobei ihm Unterstützung von mehreren Seiten entgegen kam. Gleichzeitig suchte er Ausflüchte wie die Erklärung, er habe in der Zeit unter großer Überlastung gelitten, da er Vater geworden und in die Koalition eingetreten sei. Diese Ausreden zeugen nicht von einem offenen und ehrlichen Umgang mit dem eigenen Handeln, sondern von dem Suchen nach Ausflüchten und einem Bitten um Verständnis, das in dieser Situation nicht angebracht ist.
Konsequent wäre es gewesen, Graf aus seinem Amt zu entlassen.
Die zunehmende Zahl an Plagiatsfällen in Deutschland ist jedenfalls erschreckend.

Nicole u. Naima