Dienstag, 17. Januar 2012

Schenken – aber was?

-Der Ballade fünfter Streich -
Weihnachten steht vor der Tür; in unserer konsumgeilen Gesellschaft heißt es dann abermals: Hand aufs Herz und vor allem Hand in die Brieftasche und ab in den nächsten Laden, um die hart verdiente Kohle aus vielen wachen Nächten in Zeug zu investieren, das im besten Fall anderen Freude macht.
Wer nun auf der Suche ist nach billigen (ich verwende sehr bewusst dieses Adjektiv und nicht „preiswert“), unpersönlichen Geschenken, den führt der Weg unweigerlich in ein kleines Geschäft, das mittlerweile zu einer unaufhaltsamen Kette mutiert ist und einem jeden bekannt sein dürfte: „Nanu Nana“.
Hier findet der Durchschnittsbürger alles, was das unsensible Schenkerherz begehrt. Über Duftkerzen, obskure Skulpturen, Vasen und anderem Ramsch, den es sich nicht einmal aufzuzählen lohnt, ist schließlich auch das ein oder andere Sexspielzeug für die Lieben zu finden.
„Hier findet der Durchschnittsbürger alles, was das unsensible Schenkerherz begehrt.“
Derjenige, der also auf peinlich berührtes Schweigen unterm Baum abfährt, dem sind die rosa Plüschhandschellen für Mama oder der essbare String für Großvater nur wärmstens zu empfehlen.
Für die Freundin darf es dann schon ein wenig mehr sein. Immer wieder gern gesehen ist der speziell gravierte Solution-Flachmann oder die Fun-Unterwäsche wie beispielsweise der Krokodilslip, so empfiehlt es ein Online-Portal; es muss schließlich nicht alles zwingend essbar sein.
Auch der Besitzer des kleinen Geldbeutels wird auf anderen Websites fündig, denn die Rubrik „Knallhart reduziert“ erfreut sich in weiten Kreisen neuerdings immer größerer Beliebtheit. Wer würde sich auch nicht über einen Magic-Schneemann, Klapperschlangen-Eier, Wackelhunde oder Stinkbomben an Heiligabend freuen?
Als absolute Klassiker ähnlicher Rubriken entpuppen sich später noch der Gürtelhalter für Sprays (äußerst praktisch, denn warum sollte man auch etwas in der viel zu weit entfernten Hosentasche platzieren, wenn man es auch am Gürtel tragen kann?) oder eben der „Sexy Euro“: „Dieser Euro ist kein gewöhnlicher Euro... Er ist etwas größer, hat einen Wert von 6, und als Prägung eine sexy Stellung“, so der Werbeslogan des Produzenten. Interessant ist hierbei allerdings der Fakt, dass es ihn trotz seines ungewöhnlich hohen Wertes schon für läppische 0,49 € zu kaufen gibt. Ein obskures Schnäppchen, denn immerhin handelt es sich bei sechs Euro um zwölf Mark.
Vorsichtiger sollte man mit Geschenken wie Handtüchern, Duschgel, Deo und anderen Hygieneartikeln sein, um noch einmal auf den Ernst der Lage zurückzukommen, da so ziemlich jeder begeisterte Schenker dergleichen schon mal vergeben haben dürfte. Dies erreicht den Empfänger nämlich häufig mit der „Wasch dich mal!“-Nachricht.
Auch von einfallslosen Präsenten wie einem Buch oder einer preiswerten Flasche Wein (hier ist das Adjektiv) sollte man lieber die Finger weglassen.
Gratulation nun demjenigen, der sich inspiriert fühlt. Wer allerdings die Tage dann loszieht, um denselben Kram wie jedes Jahr für dieselben Personen zu kaufen, dem soll auch das freistehen, denn wie sagte schon Krishnamurti in „Über die Liebe“: „Wir sind nicht mehr als Schallplatten, die immer wieder abspielen, und wir bezeichnen diese Wiederholungen als Wissen.“
Robin Hüppe

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