Weshalb ich die Community verließ
Vor drei Wochen noch Hausaufgaben binnen weniger Sekunden im
Chat erfragt, muss ich jetzt fast wehmütig feststellen, dass das Mailen für
meine Freunde keine Alternative zu Facebook als Kommunikationsmedium darstellt.
Obwohl ich mehrere meiner Klassenkameraden um Auskunft über die zu erledigen
Hausaufgaben gebeten habe, bleibt mein Posteingang jetzt schon seit 3 Stunden
unverändert leer. Zweifelsohne hat sich mit Facebook eine weitere Einfachheit
in unser aller Leben gesetzt. Es ist übersichtlich, simple, schnell,
verständlich, sogar ansehnlich und im Gegensatz zu meinem E-Mail-Account aktiv.
Kurz gesagt scheint die Community auf den ersten Blick äußerst fortschrittlich
und interessant. Doch mein Entschluss zum Ausstieg bei Facebook bleibt nicht
unbegründet, da sich das Portal meiner Meinung nach in mindestens einem Aspekt
auch gänzlich von Fortschritt distanziert.
Wie erschreckend viele Stunden ich auf dieser Internetseite
verbringen würde, hätte ich bei meiner Anmeldung wohl kaum für möglich
gehalten. Anstupsen, liken, kommentieren, chatten, anfragen und bestätigen
frisst Unmengen an Zeit, das ist eine bittere Erkenntnis, auf die
wahrscheinlich jeder User nach einem erneuten 4-stündigen Facebook-Besuch
stößt. Warum die Community überhaupt
dazu verleitet, große Teile seiner Freizeit vor dem PC zu verbringen, kann man
vielleicht erst im total-offline Modus ergründen.
„überlegt euch, wie viel Spaß die blaue Community wirklich macht"
Man könnte behaupten, dass Facebook sich zu Lasten seiner
Mitglieder immer weiter weg von seiner cleveren Grundidee einer eindeutig
zweckmäßigen Funktion als Seite zur interaktiven Verständigung fortbewegt.
Hierbei läge die Schuld, die man ja immer zuteilen will, bei der
Fehlentwicklung der Community. Wir verlieren also durch diese gezielte
Reizüberflutung, die Facebook darbietet, die Wahrnehmung der Webseite als
Kommunikationsmedium und unser gesundes Zeitgefühl. Ob man das so sagen darf,
stellt sich für mich nach längerem Nachdenken jedoch als strittig heraus.
Schließlich muss doch jeder für sich selbst Sorge tragen und seinen Konsum
nicht abhängig von Neuerungen machen, die offensichtlich nur zur Unterhaltung
dienen. Diese Sicht der Dinge wird durch den Fakt gestärkt, dass es ja auch
Mitglieder gibt, die ihren Konsum im Griff haben. Wie so oft spalten sich die
Meinungen bei dieser Angelegenheit, sicher ist jedoch, dass Facebook die Möglichkeit
zur Dauernutzung immer offen hält. Dies bewerte ich als sehr gefährlich, weil
es für mich gegen Ende einem giftigen Zauber, der mich nicht davon abhalten
konnte, den Courser noch ein paar Minuten länger auf der Seite umherirren zu
lassen, glich.
Zusätzlich möchte ich sagen, dass ich nichts vermisse. Ich
vermisse weder Freund (254), der mich zu
irgendeiner Veranstaltung einlädt, noch Freund (143), der am Ort X mit lauter
Leuten war, von denen ich noch nie gehört habe.
Im Ernst, überlegt euch, wie viel Spaß die blaue Community
wirklich macht und haltet euch vor Augen, wie nützlich das im Chat
gelesene „S.145 im Buch“ oder „Nein erst
zur 3.Stunden in Raum 128“, vergleichsweise ist. Schnell noch die letzten Tasten
gestupst, kann ich feststellen, Facebook gefällt mir ganz und gar nicht mehr,
das einmal ganz unkommentiert.
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