Seit einigen Wochen findet man im Internet immer öfter ein 30-minütiges Video:
Kony2012. Am Anfang war zwar jeder begeistert, aber nachdem ein paar Leute
tatsächlich auf die Idee gekommen waren, die Organisation "Invisible
Children" zu googlen, kam schnell raus: Auch diese Organisation, die das
Video produzierte, ist anscheinend eher am eigenen Profit als an der Ergreifung
Konys interessiert.
Über 80 Millionen Menschen haben sich im Internet das Video über den Massenmörder Joseph Kony angesehen, trotzdem haben
wahrscheinlich nur wenige darüber nachgedacht, sich über die Hintergründe zu
informieren. Natürlich ist es verständlich, dass viele, besonders junge Leute, sich
von dem Video überzeugen ließen und es auf Facebook oder anderen sozialen Plattformen
teilten und empfahlen. Jeder ist zunächst über die dargestellten Fakten
bestürzt und möchte etwas unternehmen. Doch wie viel bringt es den leidenden
Kindern und Opfern von Kony, wenn wir unseren Freunden ein Video schicken?
Natürlich spricht nichts dagegen, auf Missstände in der Welt hinzuweisen, doch
wie weit stimmen diese Fakten? Inzwischen wurde nachgewiesen, dass das Video
viele Fakten verdreht oder falsch darstellt. Teilweise veraltete Aufnahmen und
in einen neuen Zusammenhang gesetzte Zitate von Prominenten dramatisieren zu stark.
Das Ziel von Jason Russell, der das Video produziert hat, scheint sowieso nicht erreicht worden zu sein.
Ursprünglich sollte das Video dazu anregen, sich über das Internet ein „Action
Kit“ von Invisible Children zu bestellen – gegen eine kleine Summe von nur 30 $.
Dieses sollte dazu dienen, Kony bekannt zu machen und so seine Verhaftung zu
ermöglichen. In der Nacht vom 20. April sollten überall auf der Welt Plakate
aufgehängt werden – eine Idee, die gründlich fehlschlug. Nach einem
anfänglichen Aufruhr um das Video ist es wieder still geworden. Natürlich
bleibt der Name im Gedächtnis, doch fragt man sich, was die Aktion konkret
bewirkt hat.
Was zeigt uns das? Ein vorher Unbekannter schafft es, durch sein Video
weltberühmt zu werden und damit auch noch Geld zu verdienen. Man sollte sich Gedanken
über eine derart leichtgläubige Gesellschaft machen und vielleicht in Zukunft
alles erst einmal hinterfragen, bevor man es weiterverbreitet.
Gina Weber, Jana Schliepe
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