Montag, 12. November 2012


Nie wieder unscharf

Nachträgliches Scharfstellen, das ist mit der neuartigen Lichtfeldkamera möglich. Der Traum eines jeden Fotografen - doch ist diese auch praxistauglich?

Text und Bilder: Tobias Jung

Eine futuristische Idee mit enormem Potential. Doch die ursprüngliche Idee ist gar nicht so neu, sie stammt bereits aus dem Jahre 1908. Der Physiker und Nobelpreisträger Gabriel Lippmann stellte damals eine Kamera vor, bei der er hinter den Bildsensor 12 Objektive setzte. Diese sorgten dafür, dass mehrere Bilder aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen wurden. So wurde eine enorme Tiefenwirkung erzeugt; der technische Fortschritt seiner Zeit verhinderte jedoch eine Anwendung dieses Prinzips.
Nun hat sich die US-amerikanische Firma Lytro vor einigen Jahren zum Ziel gesetzt, eine solche Lichtfeldkamera zur Serienreife zu bringen. Das Prinzip wurde derweil weiterentwickelt: Statt mehrerer Objektive wird nun eine Art Gitter bestehend aus vielen einzelnen Linsen (genannt Mikrolinsen-Raster) verwendet, welches zwischen Bildsensor und Objektiv sitzt. Dieses teilt das Bild in viele kleinere aus unterschiedlichen Perspektiven auf. Das komplette Funktionsprinzip zu erläutern, wäre sehr kompliziert und würde auch nicht in den Rahmen einer Schülerzeitung passen, nur noch soviel: Herkömmliche Kameras zeichnen nur Intensität und Farbe des Lichts auf. Die Lichtfeldkamera speichert nun auch die Richtung des Lichteinfalls, also das sogenannte Lichtfeld.
Doch kann sich die Lichtfeldkamera gegen Spiegelreflex, Digital & Co wirklich durchsetzen? Was sind Vorteile, wo liegen die Schwächen? Zur Beantwortung dieser Frage werde ich nun die Argumente für und gegen die Lichtfeldkamera aufführen.

Pro:
- nachträgliches Scharfstellen möglich
- da ohne Autofokus extrem kurze Verschlusszeit
- gute Fotos auch bei schlechtem Licht
- auch für 3D-Aufnahmen geeignet

Contra:
- aktuelle Version sehr unhandlich (Maße: 4 x 4 x 11cm)
- Bilder nehmen viel Speicherplatz weg, dennoch geringe Auflösung (ca. 20 MB bei nur einem Megapixel)
- Software ausbaufähig
- mit 400 € bei 8 GB bzw. 500 € bei 16 GB noch recht teuer


„Der Traum eines jeden Fotografen“

 






Zahnpasta scharf, Deo unscharf                                                                    Zahnpasta unscharf, Deo scharf


Fazit:
Die Lichtfeldkamera mit ihrem Prinzip des nachträglichen Scharfstellens ist ohne Frage eine geniale Idee. Sogar Steve Jobs hat sich in seinen letzten Lebtagen vom Krankenhaus aus noch Patente für diese Lichtfeldkamera gesichert, das zeigt noch einmal das riesige Potential, welches in ihr steckt. So könnte man die Lichtfeldkamera auch wunderbar in Smartphones integrieren, da man mit diesen normalerweise nur Schnappschüsse und keine professionellen Fotos schießt.
Allerdings bedarf es noch einer konsequenten Weiterentwicklung; so ist die Software, die bisher nur für Mac verfügbar ist, noch ausbaufähig, die Form müsste überarbeitet und handlicher gemacht werden und die Bilder sollten eine deutlich höhere Auflösung bieten.
Die Grundidee der Lichtfeldkamera ist meines Erachtens überzeugend und definitiv zukunftsfähig, allerdings bedarf es noch einiger Zeit, bis diese für das breite Publikum interessant wird; im Moment ist sie noch eine sehr teure Spielerei, mehr nicht. Man darf auf die weitere Entwicklung gespannt sein, ich für meinen Teil bin mir jedenfalls recht sicher, dass sich die Lichtfeldkamera über längere Zeit etablieren wird. Dass sie die herkömmlichen Kameras komplett ablösen wird, glaube ich hingegen eher nicht - man darf aber gespannt sein, diesem kleinen Wunderding ist eine Menge zuzutrauen.


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