Mittwoch, 7. November 2012

Syrien 2



Kann man da nur zuschauen?

In Syrien geht das Töten jeden Tag weiter, der Westen greift nicht ein.   Zu Recht?

„Wieder 20 Menschen getötet, darunter fünf Kinder". Solche Sätze hört man in den letzten Wochen jeden Tag in der Presse und die Zahl der Opfer tendiert dazu, immer höher zu werden. Man ruft nach dem Ende der Gewalt und die Forderung wird immer lauter, der Westen solle militärisch eingreifen und ein demokratisches System in Syrien aufbauen. Doch es gibt gute Gründe, weshalb sich der Westen noch nicht militärisch eingemischt hat.


Syrien: Von Demonstrationen zum Krieg
Fotos von: FreedomHouse, Elizabeth Arrott , Bo yaser 
(Wikimedia  commons)
Anders als in Libyen gibt es in Syrien keine Seite, auf die man sich als demokratischer Staat stellen könnte. Sich auf die Seite des Diktators Assad zu stellen, wäre natürlich vollkommen unmoralisch, denn Assad führt einen Staat, der auch schon vor den anfangs friedlichen Protesten die Opposition unterdrückte, als Reaktion darauf zwar Reformen ankündigte aber generell den Menschenrechten nicht allzu viel Beachtung schenkt. Jede westliche Regierung, die Assad in dieser Situation militärisch unterstützt, würde damit praktisch politischen Selbstmord begehen.

Aber auch die Rebellen haben sich nicht zu einer Gruppierung entwickelt, die man militärisch unterstützen darf. Im Laufe dieser Auseinandersetzung haben sich die Ziele einiger Rebellengruppen stark radikalisiert, was auch an ausländischen Gruppen liegt, die sich offenbar immer mehr in Syrien einmischen.
 

Unbeteiligte Passanten werden auch von Rebellen getötet

Diese Vermutung stammt von Assad, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit tatsächlich sehr groß, dass radikale Gruppen wie sogar Al-Qaida, dem im Moment größten Feind des gesamten Westens, von dem Konflikt in Syrien profitieren wollen. Sie unterstützen die Rebellen, von denen die meisten noch für eine Demokratie nach westlichem Vorbild kämpfen, um sich Sympathie in der Bevölkerung zu sichern und an Einfluss in Syrien zu gewinnen. Die Radikalisierung spiegelt sich vor allem so wider, dass unschuldige und unbeteiligte Passanten, oft sogar Kinder, getötet werden. Handlungen, für die das syrische Militär berüchtigt war. Und immerhin war neben der Unzufriedenheit mit dem Regime auch die Folterung von Kindern Auslöser für die heute kriegsähnlichen Zustände in Syrien.

Sich einzumischen, beide Seiten zu bekämpfen, um dann einem Land, das dazu noch nicht bereit ist, die Demokratie aufzusetzen, ist spätestens seit dem Afghanistankrieg stark umstritten und wäre auch der falsche Weg. Das Beste, was der Westen machen kann, ist, seine Kontakte und seinen Einfluss spielen zu lassen, um Assad, aber auch die Rebellen zum Waffenstillstand zu bewegen und eine diplomatische Lösung für das Volk zu finden.     

Diplomatische Lösungen stoßen auf wenig Rückhalt
Eine ohne Frage unglaublich schwere Aufgabe, wenn man sich die verhärteten Fronten beider Seiten ansieht, bei denen diplomatische Lösungen selten auf großen Rückhalt stoßen. Wenn es nicht zu einer friedlichen Lösung kommen sollte, wird der Konflikt, der Krieg, weitergehen, bis sich eine Partei durchgesetzt hat. Dann ist es Aufgabe des Westens, beim Aufbau einer Demokratie zu helfen. Ein Land, das die Demokratie bis jetzt nur aus den Medien kennt, braucht die Unterstützung; Demokratie ist keinesfalls selbstverständlich! 

von Lukas Weichert


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