Donnerstag, 22. November 2012

Tierischer Spaß

Tierischer Spaß

über den  weltweiten Bestseller „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer

99% der geschlachteten Tiere  in den USA und 98% in Deutschland stammen aus Massentierhaltung. Man weiß es eigentlich. Aber man verdrängt es, schiebt es in den tiefsten Winkel des Bewusstseins. Die Wahrheit über das Leben der Tiere, die wir essen. Darüber wie sie auf die Welt kommen, auf der Welt leben und schließlich wie sie die Welt wieder verlassen und auf unserem Teller landen. Es ist keine umstrittene Sache, man ist sich einig, dass die Massentierhaltung Milliarden Tiere Tag für Tag im unvorstellbaren Maße  leiden lässt. Trotzdem wird das durch den Kauf des billigen Fleischs unterstützt. Warum tun wir das? Weil wir keine Tiere mögen? Nein, weil es das Normalste der Welt ist, weil wir es nicht besser wissen und weil wir versuchen nicht darüber nachzudenken. Jonathan Safran Foer hat darüber nachgedacht. Und nicht nur das, als er erfuhr, dass er Vater wird, wollte er ganz genau wissen, was das ist, was er seinem Sohn zu essen geben würde.


 „Tiere essen“ ist ein unglaublich gut und ausführlich recherchiertes Sachbuch verbunden mit den autobiografischen Erlebnissen des Autors. Foer hat alles in seiner Macht stehende getan um uns fundierte und wahrheitsgetreue Informationen über die Fleischindustrie zu liefern.  Als die Farmbesitzer nicht mit ihm reden wollten, brach er kurzerhand nachts in die Farmen ein. Die Bannbreite seiner Ergebnisse macht einen sprachlos. Angefangen bei dem Schrecken des Fischfangs, bei dem Millionen, zum Teil vom Aussterben bedrohte Tiere, als „Beifang“ sterben, über die starken gesundheitlichen Schäden der Menschen durch Fleischkonsum bis hin  zur Frage wie Tiere essen generell ethisch vertretbar ist, wo wir es als unmoralisch ansehen unsere Haustiere zu essen. Die Schäden für das Klima, das hohe Risiko einer durch ein Virus ausgelöster Pandemie, das Schlachtungsverfahren, der Missbrauch der Wissenschaft, um verstümmelte, kranke, leidende Tiere „zu fabrizieren“. Jonathan Safran Foers „Tiere essen“ ist nicht angenehm zu lesen.  Aber man liest es trotzdem. Weil man es letztendlich doch wissen will und wissen muss, wie die Wahrheit aussieht.  Denn Foer liefert die nackte Wahrheit – manchmal so nackt, dass man beim Lesen abbrechen muss. Dass man sich lang ausatmend zurücklehnt und fragt, ob das wirklich wahr sein kann. Ob wir wirklich Fleisch von kranken, mit Antibiotika vollgepumpten Tieren essen, die nie die Sonne gesehen haben, die sich kaum bewegen können, die in einer künstlichen Welt mit modifiziertem Futter voller Angst und Schrecken leben. Wenn man sich dessen bewusst wird, weiß man, dass man nie wieder in der Lage sein wird, gewissenslos Fleisch zu kaufen. Foer versucht nicht uns absichtlich einzureden, dass wir schlechte Menschen sind, weil wir das Fleisch kaufen. Er zeigt auf, wie die Tradition und die Familie den Menschen prägen, wie schwierig es ist abzuwägen, was im Leben wirklich wichtig ist. Jedoch weiß jeder nach dem Lesen, dass es so, wie es ist, nicht weitergehen kann. Das Denken nach dem Motto ''Ich- quäle- keine-Tiere–ich-schmiere-mir-nur-ein-Wurstbrot'' ist vorbei.  Die erschreckende Erkenntnis ist, dass wir Mitschuld haben. Und dass es an uns liegt, wie viel Macht die Fleischindustrie in Zukunft  haben wird.

 Kaja Klapsa

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen