Tierischer Spaß
Tierischer Spaß
über den weltweiten Bestseller „Tiere
essen“ von Jonathan Safran Foer
9
9% der
geschlachteten Tiere in den USA und 98%
in Deutschland stammen aus Massentierhaltung. Man weiß es eigentlich. Aber man
verdrängt es, schiebt es in den tiefsten Winkel des Bewusstseins. Die Wahrheit
über das Leben der Tiere, die wir essen. Darüber wie sie auf die Welt kommen,
auf der Welt leben und schließlich wie sie die Welt wieder verlassen und auf
unserem Teller landen. Es ist keine umstrittene Sache, man ist sich einig, dass
die Massentierhaltung Milliarden Tiere Tag für Tag im unvorstellbaren Maße leiden lässt. Trotzdem wird das durch den Kauf
des billigen Fleischs unterstützt. Warum tun wir das? Weil wir keine Tiere
mögen? Nein, weil es das Normalste der Welt ist, weil wir es nicht besser
wissen und weil wir versuchen nicht darüber nachzudenken. Jonathan Safran Foer
hat darüber nachgedacht. Und nicht nur das, als er erfuhr, dass er Vater wird,
wollte er ganz genau wissen, was das ist, was er seinem Sohn zu essen geben
würde.
„Tiere essen“ ist ein unglaublich gut und ausführlich
recherchiertes Sachbuch verbunden mit den autobiografischen Erlebnissen des
Autors. Foer hat alles in seiner Macht stehende getan um uns fundierte und
wahrheitsgetreue Informationen über die Fleischindustrie zu liefern. Als die Farmbesitzer nicht mit ihm reden
wollten, brach er kurzerhand nachts in die Farmen ein. Die Bannbreite seiner
Ergebnisse macht einen sprachlos. Angefangen bei dem Schrecken des Fischfangs,
bei dem Millionen, zum Teil vom Aussterben bedrohte Tiere, als „Beifang“
sterben, über die starken gesundheitlichen Schäden der Menschen durch
Fleischkonsum bis hin zur Frage wie
Tiere essen generell ethisch vertretbar ist, wo wir es als unmoralisch ansehen
unsere Haustiere zu essen. Die Schäden für das Klima, das hohe Risiko einer
durch ein Virus ausgelöster Pandemie, das Schlachtungsverfahren, der Missbrauch
der Wissenschaft, um verstümmelte, kranke, leidende Tiere „zu fabrizieren“. Jonathan
Safran Foers „Tiere essen“ ist nicht angenehm zu lesen. Aber man liest es trotzdem. Weil man es
letztendlich doch wissen will und wissen muss, wie die Wahrheit aussieht. Denn Foer liefert die nackte Wahrheit –
manchmal so nackt, dass man beim Lesen abbrechen muss. Dass man sich lang
ausatmend zurücklehnt und fragt, ob das wirklich wahr sein kann. Ob wir
wirklich Fleisch von kranken, mit Antibiotika vollgepumpten Tieren essen, die
nie die Sonne gesehen haben, die sich kaum bewegen können, die in einer
künstlichen Welt mit modifiziertem Futter voller Angst und Schrecken leben. Wenn
man sich dessen bewusst wird, weiß man, dass man nie wieder in der Lage sein
wird, gewissenslos Fleisch zu kaufen. Foer versucht nicht uns absichtlich einzureden,
dass wir schlechte Menschen sind, weil wir das Fleisch kaufen. Er zeigt auf,
wie die Tradition und die Familie den Menschen prägen, wie schwierig es ist
abzuwägen, was im Leben wirklich wichtig ist. Jedoch weiß jeder nach dem Lesen,
dass es so, wie es ist, nicht weitergehen kann.
Das Denken nach dem Motto ''Ich- quäle-
keine-Tiere–ich-schmiere-mir-nur-ein-Wurstbrot'' ist vorbei. Die erschreckende Erkenntnis ist, dass wir
Mitschuld haben. Und dass es an uns liegt, wie viel Macht die Fleischindustrie
in Zukunft haben wird.
Kaja Klapsa
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